Das Sammlungskonzept
Ausgangssituation der Sammlung
Das Industriemuseum Chemnitz besitzt über 20.000 Exponate - von der Briefmarke bis zur Dampfmaschine. Es handelt sich um eine nach Museumsmaßstäben junge Sammlung, die zur Gründung des Hauses 1990 mit Null begann. Vor allem in den Jahren nach der Wende, der starken Deindustrialisierung in Sachsen, wuchs der Bestand stürmisch an. Das Vorhaben profitiert von der DDR-Wirtschaft, die historischer Maschinerie aus dem 20. Jahrhundert, teils aus dem späten 19. Jahrhundert, ein Refugium bot.
Am 28. August 1991 beschloss das Chemnitzer Stadtparlament die Gründung eines Industriemuseums. Doch kaum einer weiß, dass erste Überlegungen – ein Museum für die Industrie zu gründen – bereits auf das Jahr 1827 zurückgehen. Bis zur Geburtsstunde des Museums versuchten die Chemnitzerinnen und Chemnitzer mit immer neuen Impulsen ihre Vision eines Gewerbe- und Industriemuseums zu realisieren. In den 1980er Jahren wäre es fast zur Gründung eines Museums der Produktivkräfte gekommen. Diese Überlegung stellte eine Basis für den 1990 gegründeten Förderverein Industriemuseum Chemnitz dar aus dem das Industriemuseum hervorgegangen ist.
Heute ist das Industriemuseum Chemnitz fest in der Stadtgesellschaft verankert. Es ist der Referenzort für Sächsische Industriegeschichte und wichtiger Bestandteil der Sächsischen Industriekultur. In Anlehnung an das Grüne Gewölbe in Dresden wird sein Depot im internen Sprachgebrauch liebevoll auch als das Grüne Gewölbe der Sächsischen Industriegeschichte bezeichnet. Das Herzstück des Museums, die Sammlung, beherbergt unzählige Schätze des Industriezeitalters, beispielsweise fast 500 Werkzeugmaschinen und etwa 50 Holzbearbeitungsmaschinen. Sie bilden eine der größten derartigen Sammlungen in Deutschland. Angebote oder Anfragen zu Maschinen mit Aufschrift 'Chemnitz' erreichen das Museum aus dem nahen und fernen Ausland. Ein deutliches Echo der Wirkmächtigkeit der Exporte dieser Stadt (Chemnitz wird auch als das Sächsisches Manchester bezeichnet).
Die Museumspioniere 'klapperten' im LKW mit Bordkran abgewickelte Betriebe, geschlossene Forschungsinstitute, aufgelöste Behörden, aufgegebene Privatwerkstätten und die Keller von Privathaushalten ab. Zuweilen retteten einstige VEB-Angehörige Sachzeugen aus den Müllcontainern der Abwickler und brachten sie ins Museum. Für solche Unterstützer bildete das auch einen Akt der Selbstachtung und Trauerarbeit, zuweilen des Widerstands, wenn beispielsweise gegen die Verschrottungsanweisungen der Treuhand verstoßen wurde. So zog der Hausverwalter des ehemaligen Robotron Gebäudes in Chemnitz 1992 einen sechs mal drei Meter großen handgewebten Wandteppich aus dem Container. In diesem lag das Kunstwerk aus dem früheren Sitzungs-saal unter dem Bauschutt als 'Dämmmatte'. Der Retter reinigte den Teppich und bewahrte ihn zu Hause auf dem Dachboden auf, nicht wissend, ob sich jemals ein Mensch dafür interessieren würde. 20 Jahre später kam das Museum bei Recherchen für eine Ausstellung dem verloren gegangenen Objekt auf die Spur.
In wenigen Fällen gelang die Übernahme kompletter 'Traditionskabinette' ehemaliger Betriebe. Der frühere Direktor des VEB Numerik Karl-Marx-Stadt, Mitbegründer des Museumsvereins, brachte seine Produktmustersammlung an Maschinensteuerungen, das Fotoarchiv nebst Fahnen, Karl-Marx-Skulptur und mehr mit. Die stürmischen Jahre der Notbergungen hinterließen einen unglaublichen Fundus. Über 1.000 Büromaschinen, über 500 Werkzeugmaschinen, rund 50 Holzbearbeitungsmaschinen, über 600 Textilmaschinen und vier Dampfmaschinen gehören ebenso zum Sammlungsbestand. Motortechnik und Fahrzeuge dagegen sind nur auswahlweise zu finden, da hier andere regionale Museen aktiv waren. In den Gründerjahren des Museums gaben Ingenieure den Ton an, die Sammlung startete techniklastig. Später gelang es der Sammlungsleitung diese Einseitigkeit durch gezielte Ergänzungen zu korrigieren. Über die Hälfte der Sammlungspositionen stammen aus der Wirtschafts- und Sozialgeschichte, beispielsweise Aktien, Briefbögen, Fahnen, Plakate, Gemälde und Grafik, Leuchtwerbung und Fotografie. Neu gerät industrienahes Design ins Blickfeld. Der Nachlass der Glas- und Keramikgestalterin Margarete Jahny gelangte beispielsweise in das Museum. Mit anderen technikhistorischen Sammlungen entwickelte sich über die Jahre eine informelle Arbeitsteilung.
Der übergroße Anteil der Objekte datiert aus dem 20. Jahrhundert. Nachvollziehbar, sind es doch die Jahre mit einem hohen Output der sächsischen Industrie und die Zeit, aus der einfach noch etwas körperlich überlebt hat. Aus der Zeit nach 1990 gelangte bisher nur vergleichsweise wenig in das Museum, denn vieles bleibt noch dem Wirtschaftskreislauf verhaftet – vorläufig. Kaum vertreten ist das 18. Jahrhundert, denn in dieser Zeit hatte die Industrielle Revolution in Sachsen noch nicht begonnen. Beispiele sind ein Handwebstuhl von 1770 oder ein Gesellenbrief von 1797. Das frühe 19. Jahrhundert ist im Unterschied zur anschließenden Gründerzeit leider auch nur schwach besetzt. Immerhin, die 'Mona Lisa' der Sammlung, eine Wagenspinnmaschine wurde um 1830 erbaut. Das aus dem Elsass importierte Stück ist lange bei Chemnitz im Einsatz gewesen – und bleibt es nach der Restaurierung im Vorführbetrieb bis heute! Es gibt nur noch ein Vergleichsstück im Deutschen Museum München.
In ehrenamtlicher Hilfe durch Senioren und in den ersten 20 Jahren auch mit vielen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) gelang es, über zwei Drittel der großen technischen Objekte zu restaurieren. Häufig sind diese für Ausstellungen funktionsfähig. Der Zeitaufwand wäre für ein Museum eigentlich unbezahlbar. Alleine ein Windrad aus den 1920ern und ein großer Turmdrehkran aus den 1950ern erforderten 50.000 Arbeitsstunden für das recht mühselige Konservieren der Oberflächen. Außerdem bringen 'Senior-Experten' ihr hochspezialisiertes Wissen in die Dokumentation der technischen Objekte ein.
Seit 15 Jahren findet ein großer Teil der Sammlung in einem eigens errichteten Depot direkt neben den Ausstellungshallen seine sichere Heimstatt. In dem Stahlsystembau von 55 mal 49 Metern Fläche und neun Metern Höhe lagern über 2.000 Tonnen materialisierte Geschichte! Die rund 3.100 Quadratmeter Lagerflächen sind mit einem Hochregal für 750 Europaletten optimiert. Über 800 Quadratmeter Logistikflächen mit Acht-Tonnen-Deckenkran sowie Werkstätten sorgen für gute Arbeitsbedingungen.
Die Sammlung bietet seit vielen Jahren eine reiche Ressource an Exponaten. In erster Linie profitiert das eigene Haus mit seiner Dauerausstellung und Sonderausstellungen davon, wie beispielsweise bei der Schauplatzausstellung MaschinenBOOM. im Rahmen der 4. Sächsischen Landesausstellung. Das Industriemuseum Chemnitz steht mit vielen verschiedenen Partnern im Leihverkehr wie beispielsweise andere Museen, Privatfirmen oder Instituten. Gelegentlich werden Sachzeugen von Wissenschaftlern für Forschung und Lehre genutzt, als 'Genbank' der Industriegeschichte. Das Industriemuseum Chemnitz betrachtet das Industriezeitalter als noch nicht abgeschlossen.
Das Industriemuseum Chemnitz im Zweckverband Sächsisches Industriemuseum hat sich zu einem identitätsstiftenden Element der Stadt Chemnitz entwickelt. Mit seiner prägenden Fassade ist und bleibt es eines der Wahrzeichen der Stadt der Moderne.
Basis: materielles und immaterielles Erbe
'Ein Museum ist eine gemeinnützige, ständige, der Öffentlichkeit zugängliche Einrichtung, im Dienste der Gesellschaft und ihrer Entwicklung, die das materielle und immaterielle Erbe der Menschheit und ihrer Umwelt zu Bildungs-, Studien- und Erlebniszwecken erwirbt, bewahrt, erforscht, vermittelt und ausstellt.' Definition von 'Museum ' in den ICOM-Statuten (2007)
Basis für die Sammlungsstrategie 2022 bis 2027 sind der ICOM Code of Ethics (2004/2010), die Standards für Museen d e s Deutschen Museumsbundes (2009), der Leitfaden Bürgerschaftliches Engagement im Museum des Deutschen Museumsbunden (2008), der Leitfaden Professionell Arbeiten im Museum des Deutschen Museumsbundes (2019) der Leitfaden Nachhaltiges Sammeln. Ein Leitfaden zum Sammeln und Abgaben von Museumsgut des Deutschen Museumsbundes (2011), der Dokumentationsstandard SPECTRUM in der deutschen Übersetzung (2013) sowie der Leitfaden für die Dokumentation von Museumsobjekten des Deutschen Museumsbundes (2011), das Leitbild des Industriemuseums sowie das Sammlungskonzept des Museums von 2011. Die Charta von Riga (2002) sowie die Charta von Venedig (1964) dienen ebenso als Grundlage. Entscheidend für die historisch gewachsene Sammlung ist auch die zum 25-jährigen Museumsjubiläum vom Industriemuseum Chemnitz herausgegebene Publikation (2017), in der die Sammlungs- und Ausstellungsgeschichte detailliert beschrieben ist. Gemäß internationalen Standards ist die Sammlungsstrategie spätestens alle fünf Jahre zu aktualisieren. In den Standards für Museen des Deutschen Museumsbund wird das Sammeln als museale Kernaufgabe definiert: 'Die Sammlungen bilden das Rückgrat eines jeden Museums. Die Sammeltätigkeit von Museen lässt ein zielgerichtetes Handeln erkennen. Museales Sammeln ist eine kontinuierliche Aufgabe, die für die Zukunft des Bestandes erfolgt. Die Sammlung eines Museums besteht vorrangig aus originalen Objekten, die sich dauerhaft im Besitz bzw. Eigentum des Museums oder des Trägers befinden. Jedes Museum hat eine eigene Sammlungsstrategie. Ihr zugrunde liegt ein schriftlich formuliertes Sammlungskonzept. Die Sammlungsstrategie des Museums trägt vor allem dem verantwortlichen Umgang mit den Objekten Rechnung und berücksichtigt die Notwendigkeit von Dokumentation, Bewahrung, Konservierung, ggf. Restaurierung und ggf. Ausstellung jedes einzelnen Gegenstandes.' Standards für Museen (2009) Das Industriemuseum Chemnitz verfügt im regionalen und internationalen Vergleich über eine einzigartige Sammlung verschiedener Exponate, beispielsweise ein herausragender Bestand an Werkzeugmaschinen, historischen Briefköpfen und vielem mehr. Wir sind uns der Verantwortung für das überlieferte gesellschaftliche Erbe bewusst und führten, von diesem Bewusstsein ausgehend, den Leitgedanken 'Das Grüne Gewölbe der Sächsischen Industriekultur' ein. Niemand kann in die Zukunft blicken und doch sammeln wir heute Gegenwart für die Zukunft. Hinter dem Sammeln steht ein unausgesprochener Generationenvertrag. Doch nicht nur künftige Generationen sollen davon profitieren, was wir heute sammeln und bewahren. Wir wollen auch die gegenwärtigen Besucherinnen und Besucher mit vielfältigen Exponaten und Wissen versorgen und mit der Fähigkeit ausstatten, technische Herausforderungen im weitesten Sinn selbstständig zu erkennen, zu ihrer Lösung aktiv beizutragen oder alternative, auch nicht linear gedachte Fortschrittsideen zu entwickeln. Die bewegenden Themen der Gegenwart wie beispielsweise Energiewende, Mobilitätswende, kommende Transformationsprozesse, Digitalisierung, Sicherheit, Produktion, Innovationen und vieles mehr erfordern ein Grundverständnis von technischen und gesellschaftspolitischen Prozessen, um kritisch und visionär an Zukunftsmodellen mitarbeiten zu können. Wir möchten, dass sich unsere Besucherinnen und Besucher mithilfe unserer materiellen und immateriellen Artefakte sich mit der Technik-, der Kultur- und der Sozialgeschichte kritisch auseinandersetzen und diese hinterfragen können. Ganz nach dem Leitspruch der Aufklärer: 'Habe Mut Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen'. Damit leisten wir einen entscheidenden demokratischen, kulturellen und pädagogischen Beitrag für die Gesellschaft.
Der museale Wert eines Objekts ist eines der wichtigsten Kriterien bei der Auswahl von Neuzugängen. Die zentralen Fragestellungen hierbei sind:
- Ist das Objekt sammlungswürdig?
- Und ist das Objekt sammlungsfähig?
In den musealen Wert fließen verschiedene Kriterien wie beispielsweise der historische Wert, ist es ein Unikat, der Ausstellungswert, der technikhistorische Wert sowie der Bewahrungsaufwand ein. Eine entscheidende Rolle spielt hierbei der Sachsen-Bezug: Traditionell sammelt das Industriemuseum Chemnitz Maschinen und Produkte, welche in Sachsen entworfen oder hergestellt worden sind. Hierbei müssen jedoch die historisch unterschiedlichen Grenzen des heutigen Bundeslandes mit betrachtet werden. Dieses harte Auswahl-Kriterium muss jedoch hinterfragt werden. Die Frage ob das angebotene Objekt sammlungswürdig ist oder ob nicht beantwortet sich nach den Schwerpunkten der Sammlung in Kombination mit den Sammlungsbereichen unter Berücksichtigung der räumlichen und zeitlichen Klammer. Die Frage ob das angebotene Objekt sammlungsfähig ist, ist eine Frage nach den Bewahrungskapazitäten respektive -möglichkeiten des Museums sowie nach den Depotkapazitäten.
Basis: Industriemuseum Chemnitz
'Der Zweckverband übernimmt Aufgaben im Bereich der sächsischen Industriekultur, besonders die Aufgaben der Sammlung und Bewahrung von gegenständlichem und immateriellem Kulturgut, der Erhaltung und (musealen) Nutzung bedeutender Denkmale aus dem Industrie- und technikhistorischen Bereich sowie der Erforschung und Vermittlung wichtiger Bereiche der sächsischen Industrie- und Wirtschaftsgeschichte einschließlich der Sozialgeschichte. Diese Aufgaben sind ein wesentlicher Aspekt der Geschichte und Tradition als auch der Gegenwart und Zukunft des Freistaates Sachsen.' Satzung des Zweckverbandes, Paragraph zwei Absatz eins (2021).
Das Industriemuseum Chemnitz ist Mitglied im Zweckverband Sächsisches Industrie-museum. In der Satzung des Zweckverbandes heißt es in Paragraph zwei Absatz drei: 'Der Zweckverband erfüllt seine Aufgaben ohne Gewinnabsicht. Er dient ausschließlich und unmittelbar gemeinnützigen Zwecken im Sinne des Abschnitts 'Steuerbegünstigte Zwecke' der Abgabenordnung. Zweck des Zweckverbandes ist die Förderung von Wissenschaft, Kunst und Kultur. Er ist selbstlos tätig und verfolgt nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Zwecke.'
Im Leitbild des Industriemuseums Chemnitz heißt es: 'Wir sind eine öffentliche, wissenschaftlich geführte kulturelle Dienstleistungseinrichtung'. Das Museum erhält und nutzt ein Industriedenkmal und ist als 'ERIH-Ankerpunkt Teil der Europäischen Route der Industriekultur'. Die Sammlung des Industriemuseums ist 'unser größter Schatz'. 'Sie umfasst Objekte aus den Bereichen der Technik-, Sozial-, Wirtschafts- und Kunstgeschichte vom Beginn des Industriezeitalters in Sachsen bis in die Gegenwart. ' Das Team des Industriemuseums Chemnitz verpflichtet sich in seinem Leitbild zu folgendem Versprechen: 'Wir inventarisieren Neuzugänge zeitnah, dokumentieren die Bestände schrittweise intensiver und machen sie Forschungszwecken zugänglich. […] Wir bewahren das uns anvertraute Kulturgut durch sachkundige Konservierung und Restaurierung. Dabei erhalten wir Sammlungsstücke funktionsfähig, führen diese, soweit konservatorisch vertretbar, vor und geben das damit verbundene Wissen an die nächste Generation weiter. Hierbei unterstützt uns ein Netzwerk aus ehrenamtlichen Fachkräften und Unternehmen. […] Für diese Aufgaben nutzen wir auch die moderne Logistik unseres Depots und die gute Ausstattung unserer Werkstätten. Eine gut erschlossene Fachbibliothek ergänzt unseren Fundus und dient der wissenschaftlichen und pädagogischen Arbeit.'
Basis: Förderverein
'Ehrenamtliche sind eine wichtige Quelle an Zeit, Talent und Energie. Sie helfen einer Nonprofit-Organisation, ihre Aufträge zu erfüllen. Sie komplettieren die Arbeit der hauptamtlichen Mitarbeiter, erweitern deren Kapazitäten und bringen neue Perspektiven und Energien ein.' Deutscher Museums-bund Bürgerschaftliches Engagement im Museum (2021). In Paragraph 2 Absatz 2 der Satzung des Fördervereins Industriemuseum Chemnitz e. V. heißt es: 'Zweck des Vereins ist die Förderung der Sammlung, der Bewahrung, der Erforschung und der Vermittlung des industriehistorischen und industriekulturellen Erbes im Ballungsgebiet um die sächsische Industriemetropole Chemnitz. ' Die Ziele des Fördervereins sind die:
- 'Die Unterstützung des Sächsischen Industriemuseums Chemnitz bei der Sammlung und Bewahrung historisch wichtiger Objekte und Zeitzeugnisse der industriellen Entwicklung Sachsens.
- Die Mitwirkung bei der Erforschung von technischen und industriekulturell prägnanten Objekten der sächsischen Technik-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte.
- Beratung des Industriemuseums Chemnitz in technischen Fragen.
- Mitwirkung bei der Recherche zu neuen Exponaten und deren Dokumentation für die Sammlung des Industriemuseums Chemnitz.
- Mithilfe bei der Restaurierung von Exponaten.
- Erarbeitung von Dokumentationen über die sächsische Industriegeschichte und -kultur zur Nutzung durch das Industriemuseum Chemnitz.
- Erstellung von Publikationen und Durchführung von Vorträgen zur industriellen, technischen und sozialhistorischen Entwicklung Sachsens.'
Dank des Fördervereins gibt es das Industriemuseum Chemnitz, dieser hatte das Museum 1990 gegründet. Heute ist der Förderverein ein wichtiger Partner des Museums. Dank des Wissens und der Kontakte des Fördervereins können gewisse Tätigkeiten überhaupt erst angegangen und realisiert werden. Die Senior-Experten (Ehrenamtlichen) des Fördervereins komplettieren das vorhandene Fach- und Sachwissens der Museumsangestellten und bewahren somit ihre Fachkenntnisse aus ihrem Berufsleben. Dadurch kann das Museum seinen öffentlichen Auftrag besser erfüllen. Ein Museum sammelt, bewahrt, erforscht und vermittelt sowie präsentiert Exponate der Öffentlichkeit. Dieses Wissen unterstützt aktiv die Museumsarbeit.
Sammlungsziele und -zuwachs
Um handlungsfähig zu sein, gelten folgende Grundsätze beim Sammeln:
- Qualität statt Quantität – unter Berücksichtigung des spezifischen Bewahrungsziels.
- Lust statt Last – das Privileg des Sammeln-Dürfens soll beflügeln.
- Mut zur Lücke – Sammeln bedeutet längst nicht mehr Lücken schließen.
- Qualitatives Sammeln bedeutet Fokussieren - mit Schwerpunkten in Kombination mit Sammlungsbereichen.
- Sammeln bedeutet Transparenz und Nachvollziehbarkeit – mit transparenten Entscheidungen/Begründungen.
Die zeitliche Klammer des Sammlungskonzepts für das Industriemuseum Chemnitz ergibt sich aus dem Kontext der Industriegeschichte Sachsens. Nach der klassischen Definition beginnt die Industrialisierung in Sachsen im Jahr 1798, mit der Gründung der Bernhardschen Spinnerei – der ersten sächsischen Fabrik. Die Phase der Frühindustrialisierung geht eine Phase der Protoindustrialisierung voran. Die Industrialisierung wird hierbei als noch nicht abgeschlossener Prozess betrachtet. Im Rahmen der 4. Sächsischen Landesausstellung, wurde die berechtigte Fragen nach der zeitlichen Erweiterung dieser Klammer gestellt. Aktuelle Forschungsansätze gehen davon aus, dass der Bergbau einer der ersten 'Motoren' der sächsischen Industrialisierung und Wegbereiter für die Industrielle Revolution ist. Aus diesem Grunde setzte das Team der 4. Sächsischen Landesausstellung den Beginn der zeitlichen Klammer auf das Jahr 1500. Damit erweitert sich dieser Horizont. Dieser aktuellen Forschungsthese schließt sich das Industriemuseum Chemnitz an. Die räumliche Klammer des Sammlungskonzepts ist eines der wichtigsten Kriterien zur Auswahl möglicher Sammlungsobjekte. Das Industriemuseum Chemnitz konzentriert sich auf Sammlungsobjekte, mit räumlichen Bezug auf Chemnitz, Süd-Westsachsen sowie Sachsen in seinen heutigen und historischen Grenzen. Des Weiteren können aber auch Objekte mit einer anderen Herkunft / Herstellungsort angenommen werden beispielsweise aus dem Raum Mitteldeutschland. Dies betrifft Objekte aus der Zeit der DDR, da damals die Grenze des heutigen Bundeslandes nicht mit dem Bezirksgrenzen übereinstimmte. Des Weiteren begründet sich dieser Schritt mit der ehemaligen Wirtschaftsstruktur der DDR sowie mit der sozialistischen Verbreitung / Struktur der existierenden Betriebe. Damals waren einzelne Betriebe in großen, bezirksübergreifenden Komplexen zusammengeschlossen (Volkseigene Betriebe und Kombinate). Ein anderes Beispiel wären Objekte, die zwar keinen direkten Sachsen Bezug haben, aber wichtige technische Entwicklungsschritte repräsentieren und damit die Industrie und die Industrialisierung in Sachsen beeinflussten. Die räumliche Klammer muss also in Abhängigkeit des Sammlungsschwerpunktes leicht variieren und kann nicht dogmatisch festgesetzt werden.
Basierend auf der Genese der Sammlung kristallisieren sich folgende historische Schwerpunkt heraus. Das Industriemuseum Chemnitz geht in direkter Linie auf die beiden geplanten jedoch nicht eröffneten Museen der Produktivkräfte zum Maschinenbau und zur Textilindustrie zurück. Daher stellen diese beiden Ausgangspunkte auch die beiden historischen und immer noch aktuellen Schwerpunkte des Industriemuseums Chemnitz dar. Chemnitz erhielt den Beinamen - 'den Adelstitel' sächsisches Manchester. Dieser Vergleich geht auf die Textilindustrie, den daraus resultierenden Textilmaschinenbau und den sich daraus entwickelnden Maschinenbau zurück. Die Region Chemnitz hat es geschafft über alle Strukturbrüche, sich diese beiden Entwicklungslinien zu erhalten und aus diesen Stärken immer neue Innovationskraft zu schöpfen. Eine Wirtschaftsbranche, welche im direkten Zusammenhang mit dem Maschinenbau steht ist das Gießereiwesen. Auch dieser Schwerpunkt stellt einen hauseigenen Bezug dar. Das Industriemuseum Chemnitz befindet sich an einem historisch auratischen Ort, einer ehemaligen Gießerei. Daher bildet dieses Thema einen entsprechenden Schwerpunkt in Kombination mit der Museumsgeschichte. Basierend auf diesen beiden Entwicklungslinien ergeben sich die Schwerpunkte der daraus resultierenden Wirtschaftsbranchen, wie beispielsweise:
• der Automobilindustrie,
• der Elektrotechnik und Mikroelektronik,
• dem Ernährungsgewerbe,
• der Metallerzeugung,
• dem Maschinenbau,
• und der chemischen Erzeugnisse,
• sowie der Gruppe der sonstigen Industrie.
Das Sächsische Ministerium für Wirtschaft- und Arbeit fasst dies unter folgenden Kategorien zusammen: dem Autoland Sachsen, dem Silicon Saxony, der Wiege des Deutschen Maschinenbaus, der Umweltfreund und dem Life Sciences-Hotspot.
Der Wissenschaftliche Beirat für Industriekultur in Sachsen definierte den Begriff wie folgt: 'Industriekultur‘ steht bis heute für eine Beschäftigung mit der gesamten Kulturgeschichte des Industriezeitalters in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. der Begriff verbindet Technik-, Kultur- und Sozialgeschichte und er umfasst das Leben aller Menschen in der Industriegesellschaft - ihren Alltag, ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen. Drei Erkenntnisperspektiven stehen dabei im Mittelpunkt: (1) Eine materielle Perspektive mit der Frage nach der dinglichen/ artifiziellen Hinterlassenschaft der Industrialisierung in Raum und Zeit; (2) eine sozial-gesellschaftliche Perspektive mit der Frage nach den Arbeits- und Lebensverhältnissen in der Industriegesellschaft; und (3) eine künstlerisch-wissenschaftliche Perspektive mit der Frage nach der intellektuellen Auseinandersetzung mit den Phänomenen der Industrialisierung. Eine Beschäftigung mit dem Thema ‚Industriekultur‘ ist also nicht allein mit dem Blick nach ‚rückwärts‘ in die Vergangenheit verbunden, sondern bedeutet zugleich eine Auseinandersetzung mit Gegenwart und Zukunft unserer industriellen Gesellschaft. Als multidimensionales Thema betrifft die Beschäftigung und Auseinandersetzung mit der Industriekultur dabei alle gesellschaftlichen Gruppen und Institutionen der Industriegesellschaft.' Basierend auf der sächsischen Wirtschaftsgeschichte, dem Leitbild des Industriemuse-ums Chemnitz, dem Satzungsauftrag des Zweckverbands Sächsisches Industriemuse-um sowie dem Wissenschaftlichen Beirat ergeben sich folgende Sammelschwerpunkte für die Sammlung mit Bibliothek des Industriemuseums Chemnitz:
- sächsische, besonders Chemnitzer Wirtschafts- und Industriegeschichte
- allgemeine Technik-, Sozial- und Regionalgeschichte
- sächsische, besonders Chemnitzer Firmengeschichte
- Industrie 4.0
- Industriedesign
- Museums-, Haus- und Standortgeschichte
Es gibt unterschiedliche Zugangsarten für ein Objekt in die Sammlung. Als Ankauf, Schenkung oder aber über Nachinventarisierung während der seit 2020 laufenden Depotoptimierung und -inventur. Das jährliche Ankaufsbudget ist bescheiden, insbesondere im Vergleich mit den teilweise beträchtlichen Objektwerten, die durch größere Schenkungen ins Museum kommen und in der Bilanz des Industriemuseums als Vermögen sichtbar werden. Dieses materielle und immaterielle Erbe ist trotz der notwendigen Bilanzierung entsprechend der Museumsdefinition (ICOM 2007) ein gemeinnütziges Erbe der Menschheit.
Schenker und Schenkerinnen gestalten indirekt das Profil der Sammlungen und damit die 'DNA' des Industriemuseums aktiv mit. Trotzdem muss entsprechend des gültigen Sammlungskonzeptes ausgewählt werden. Möglich, denkbar und wünschenswert wäre es die abgelehnten Objekte in einer virtuellen Sammlung zu dokumentieren und somit die Entscheidungskriterien langfristig transparent zu halten. Dies ist jedoch mit der aktuellen Personaldecke nicht realisierbar und wird daher ggf. bei der nächsten Aktualisierung des Sammlungskonzeptes berücksichtigt.
Nach Exponaten wird aktiv und gezielt, in Übereinstimmung mit dem Sammlungskonzept, gesucht. Die Sammlung des Industriemuseums konstant auszubauen stellt eine der Kernaufgaben dar. Hierbei unterstützt der Förderverein Industriemuseum Chemnitz e.V. aktiv das Industriemuseum Chemnitz.
Mittels des Objektes des Monats versucht das Museum seinen Gästen einen Einblick in die vielfältige Sammlungstätigkeit und den vielfältigen Objektbestand zu ermöglichen und somit die interessierte Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren an das Industriemuseum aktiv zu denken.
Durch kooperierende Unternehmen oder Projekte, wie beispielsweise den Sächsischen Staatspreis für Design, kann die Sammlung zukünftig wachsen und Neuzugänge verzeichnen. Hierzu muss jedoch mit dem Industrieverein Sachsen 1827 e. V. ein entsprechendes Format entwickelt werden. Der Vorteil hierbei wäre, dass das Team des Museum in eine Diskussion mit den Firmen treten könnte und somit ein Ohr an der existierenden Innovationskraft und aktueller Forschung hätte.
Ein weiterer nicht zu unterschätzender Punkt stellt die Objektrecherche im Rahmen von Sonderausstellungen dar. Dabei könnten hierbei interessante Objekte in die Sammlung übernommen werden und somit die Sammlung kontinuierlich ausgebaut werden.
Um Objekte in die Sammlung aufzunehmen (Akzession) oder abzugeben (Deakzession) gelten die vom Deutschen Museumsbund herausgegebenen Richtlinien für das nachhaltige Sammeln. Grundlegend für Akzession und Deakzession ist die Depotsituation. Das Industriemuseum Chemnitz hat aktuell rund 20.000 Objekte in der Datenbank erfasst (Stand 11/2021), von denen weniger als zehn Prozent ausgestellt sind. Der Großteil der Exponate befindet sich in zwei Depots in Chemnitz. Seit 2020 läuft eine umfassende Depot-Optimierung, welche verbunden ist mit einer Depot-Inventur. Diese beiden Missionen sind voraussichtlich 2027 abgeschlossen.
Die weitere Verbesserung der Datenqualität, die Erhöhung des Erschließungs-grades sowie die stetige Digitalisierung stellt eine der Kernaufgaben der wissenschaftlichen Dokumentation, der Bibliothek, der Restaurierung/Konservierung sowie der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dar.
Das Industriemuseum Chemnitz ist Mitglied im Zweckverband Sächsisches Industriemuseum. Der Verband widmet sich der 'sächsischen Industriekultur, besonders die Aufgaben der Sammlung und Bewahrung von gegenständlichem und immateriellem Kulturgut, der Erhaltung und (musealen) Nutzung bedeutender Denkmale aus dem Industrie- und technikhistorischen Bereich sowie der Erforschung und Vermittlung wichtiger Bereiche der sächsischen Industrie- und Wirtschaftsgeschichte einschließlich der Sozialgeschichte'. Bis 2020 nutzte der Zweckverband zur Erfassung und Dokumentation das Datenbankprogramm FAUST. Jedoch stellte sich der spezifische Inventarisations- und Dokumentationsgrad in den jeweiligen Verbandsmitgliedern unterschiedlich dar. Mit der Einführung eines einheitlichen und flexiblen Museums-Management-Systems konnte ein erster und wichtiger Schritt in der 'Vereinheitlichung' der Inventarisations- und Dokumentationsrichtlinien geschaffen werden.
Sachgruppen der Sammlung
Die gegenwärtige Spezifizierung der 21 Sammlungsbereiche in 110 Sachgruppen wird aufgrund der Genese der Sammlung beibehalten. Sie wäre aber vom aktuellen wissenschaftlichen Standpunkt aus auch anders zu denken. Die Vermischung der Sammlung mit einer Fotodokumenation und einem fehlenden Ansatz für digital Objects führt zur Einführung eines Bildarchives inkl. Fotodokumentation, eines Geräuscharchives und eines Videoarchivs. Die Fotodokumentation, vorhandene Pressefotos, Objektfotografie sowie verschiedenste Videos werden soweit es noch möglich ist in die entsprechenden Bereiche integriert. Der historisch gewachsene Sammlungsbereich der Assets (dieser Sammlungsbereich diente 2000-2003 zur Strukturierung und Verwaltung der Bilder für das Multimediasystem der Dauerausstellung) wird in das neue Bildarchiv überführt und somit Schritt für Schritt aufgelöst. Dabei werden die Daten, wenn diese Urheberrechtlich geprüft wurden mit einer neuen Inventarnummer versehen und im Bildarchiv integriert. Die Bilder und Daten stehen dann den Kuratoren über das Bildarchiv zur Verfügung.
Die Grenzen zwischen möglichen Sammlungsgruppen sind eher fließend, insbesondere beim Sammeln von Objekten mit starkem Gegenwartsbezug. Neu eingeführte Schwerpunkte (z. B. Industrie 4.0, Industriedesign, Haus- und Museumsgeschichte und Industriekultur 4.0) sind bereichsübergreifend angelegt und finden ihre Zuordnung innerhalb der bestehenden Sachgruppen durch die Verschlagwortung in der Datenbank.
Die Sammeltätigkeit im Industriemuseum Chemnitz beschränkte sich bisher auf das Sammeln materieller Kultur. 2022 soll erstmals der 'Raum' für digital Objects / digitale Kultur eingeführt werden. Angedacht sind hier in erster Linie Digitalisierungen von bestehenden Exponaten, aber ebenso digital born objects sowie der Aufbau einer eigenen Geräuschdatenbank. Ziel ist der Auf- und Ausbau neuer Sachgruppen am Industriemuseum Chemnitz.
(A) Antriebstechnik, Fahrzeuge und Transportmittel
Die Sammlung Antriebstechnik, Fahrzeuge und Transportmittel (A) umfasst ca. 550 Objekte und reicht von klassischen Kraftmaschinen, Motoren, Fahrrädern, Motorrädern, Kraftfahrzeugen, Simulatoren, Getriebe bis zu innovativen und alternativen Antriebsformen und -techniken. Eine größere Schenkung historischer Personenkraftwagen und Motoren zeichnet die Sammlung aus. Bedeutende Exponate sind ein Slaby-Beringer sowie ein Elektro-Barkas.
Die Sammlung gliedert sich in zwei Sachgruppen:
1. Antriebstechnik (A1) und
2. die Fahrzeuge und Transportmittel (A2).
(B) Büro- und Informationsgeräte
Die Sammlung Büro- und Informationsgeräte (B) umfasst Exponate der Büro- und Rechentechnik. Insgesamt zählen hierzu fast 1.300 Objekte. Chemnitz und Sachsen blicken auf eine reichhaltige fast 150jährige Geschichte der Rechen- und Computertechnik zurück. Am Beginn standen die ersten mechanischen Rechenmaschinen aus Glashütte,es folgten die Marken Continental und Astra, später hießen sie Ascota, daro und Robotron. Die Maschinen erledigten vor allem die wachsenden Aufgaben in Verwaltung und Büros. Produziert in Hunderttausenden von Exemplaren, bildeten sie über Jahrzehnte – neben dem Maschinen- und Fahrzeugbau – ein zuverlässiges Rückgrat der Chemnitzer und sächsischen Exportwirtschaft.
Die Sammlung gliedert sich in sieben Sachgruppen:
1. Buchungsmaschinen einschl. Schreibbuchungsmaschinen (B1),
2. Bürocomputer / Datenerfassungsgeräte (B2),
3. Fernschreiber (B3),
4. Rechenmaschinen, Saldiermaschinen, Tisch- und Taschenrechner (B4),
5. Schreibmaschinen (B5),
6. Vervielfältigungsgeräte (B6),
7. und sonstige Büro- und Informationsgeräte (B7),
8. Zubehör und Werkzeuge (B8).
(C) Chemie
Die Sammlung Chemie (C) umfasst Exponate, wie beispielsweise Pipetten, Becher, Bunsenbrenner, Trichter und Pumpen. Darunter fallen etwa 100 Objekte. Diese Gerätschaften sind essentielle Bestandteile vieler Labore und Qualitätskontrollen in Betrieben. Auch in Forschungseinrichtungen spielen sie eine große und wichtige Rolle.
Die Sammlung ist nicht in Sachgruppen untergliedert.
(D) Archivgut
Die Sammlung Archivgut (D) sichert und bewahrt wertvolle Sachquellen zur Industrie-, Technik-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte Sachsens. Diese wird nicht nur über Akten und Urkunden, sondern auch über Plakate, Zeitungen oder Karten erzählt. Der Bestand der Sammlung zählt ca. 7.700 Exponate.
Herausragende Bestände sind die historischen Firmenbriefköpfe sowie die Aktien. Die Sammlung gliedert sich in die neun Sachgruppen:
1. Etiketten und Formulare (D1),
2. Marken (D2),
3. Bücher, Hefte, Mappen und Zeitungen (D3),
4. Blätter, Prospekte und Plakate (D4),
5. Briefe (D5),
6. Karten (D6),
7. Kalender (D7),
8. Urkunden, Zeugnisse und Ausweise (D8),
9. sowie Aktien und Wertpapiere (D9).
(DO) Digitale Objekte
Die Sammlung Digitale Objekte ist die jüngste Sammlung des Industriemuseums Chemnitz. Sie umfasst die nicht körperlichen Objekte, die ihren Teil der langen Technik-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte Sachsens auf ganz besondere Weise erzählt. Derzeit kommt die Sammlung auf unter 10 Exponate.
Die Sammlung gliedert sich in die drei Sachgruppen:
1. Geräusche (DO1),
2. Videos (DO2),
3. Bilder (DO3).
(E) Ehrenzeichen, Schilder und Fahnen
Die Sammlung Ehrenzeichen, Schilder und Fahnen (E) umfasst ca. 7.000 Objekte wie beispielsweise Orden, Schilder, Abzeichen, Fahnen und Maschinenschilder. Orden oder Abzeichen erzählen oft auch persönliche Geschichten, während Maschinen- oder Firmenschilder uns die Historie von einzelnen Objekten oder ganzen Unternehmen nachvollziehen lassen.
Von herausragender Besonderheit sind hierbei die historischen Firmenschilder. Die Sammlung gliedert sich in die vier Sachgruppen:
1. Ehrenzeichen und Orden (E1),
2. Abzeichen (E2),
3. Schilder, Firmenschilder und Tafeln (E3),
4. Fahnen und Wimpel (E4).
(G) Gießerei
Die Sammlung Gießerei (G) umfasst etwa 150 Exponate, wie beispielsweise Gießpfannen, Modelle, Gusskerne und -rahmen. Die Objekte der Sammlung dokumentieren nicht selten eindrucksvoll die schwere und heiße Arbeit in den Gießereien. Sie sind Zeugnis verschiedener Gussverfahren und damit eines überaus wichtigen Handwerks, das für viele weitere Industrien unentbehrlich war.
Die Sammlung gliedert sich in zwei Sachgruppen:
1. Gießereiwesen, Werkzeuge und Maschinen (G1),
2. Gießereiformen und -modelle (G2).
(H) Holzbearbeitungsmaschinen
Die Sammlung Holzbearbeitungsmaschinen (H) umfasst ca. 50 Exponate, wie beispielsweise Bandsägen, Hobelmaschinen und Drechselbänke. Holz ist und war einer der wichtigsten Rohstoffe für den Menschen. Viele Berufe nutzten die Holzbearbeitungstechniken und -maschinen tagtäglich. Es entwickelte sich eine riesige Industrie, aus der einige Zeugnisse in die Sammlung des Industriemuseum gelangten.
Von herausragender Besonderheit ist hierbei eine Holzhackmaschine, eine Kopierfräsmaschine sowie eine Zapfenschneid- und Schlitzmaschine.
Die Sammlung ist nicht in Sachgruppen untergliedert.
(HW) Werkzeuge
Die Sammlung Werkzeuge (HW) umfasst ca. 650 Exponate. Bisher liegt der Sammlungsschwerpunkt dieses weit gefassten Bereichs in den historischen Produktionstechniken der metall- und holzbearbeitenden Verfahren. Neben einzelnen Maschinen und Werkzeugen zur Bearbeitung von Metall und Holz befinden sich auch ganze Produktionseinheiten einzelner Werkstätten in der Sammlung. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Herstellung von Gebrauchsgütern. Wichtigste Bestandteile dieses Bereichs sind die Schmuckproduktion sowie die Kofferproduktion.
Die Sammlung gliedert sich in die vier Sachgruppen:
1. Biege-, Bohr-, Löt-, Präge-, Schneid-, Säge- und Zeichengeräte sowie Werkzeuge (HW1),
2. Schraubstöcke, Zangen, Lehren und Spezialwerkzeuge (HW2),
3. Werkstatteinrichtungen (HW3),
4. Maschinenelemente und Laborgeräte (HW4).
(I) Münzen, Marken, Medaillen und Geldscheine
Die Sammlung Münzen, Marken, Medaillen und Geldscheine (I) umfasst ca. 600 Exponate. Die Exponate sind hier oft Ausdruck oder Überreste von wirtschaftlichen Situationen, bedeutenden Momenten oder von besonderem Schauwert. Nicht nur Medaillen von Auszeichnungen spielen eine Rolle, sondern auch Gedenkmedaillen oder von Betrieben sind in der Sammlung vorhanden. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt aus zeitlicher Sicht auf der Zeit der DDR.
(L) Grafiken, Malerei und Reliefs
Die Sammlung Grafiken, Malerei und Reliefs (L) umfasst ca. 950 Exponate. Die Exponate zeigen auf künstlerische Weise die zeitgenössische Sicht von außen auf historische Situationen, Betriebe, die Arbeit in bestimmten Industriezweigen und vieles mehr. Von kleineren Skizzen bis zu großformatigen Gemälden ist die Sammlung vielfältig bestückt.
Die Sammlung gliedert sich in die fünf Sachgruppen:
1. Grafik (L1),
2. Malerei (L2),
3. Materialbilder (L3),
4. Plastik, Relief (L4),
5. Zeichnung, technische (L5).
(LW) Leuchtwerbung
Die Sammlung Leuchtwerbung (LW) umfasst ca. 15 Exponate verschiedenster Leuchtwerbung. Die Überreste ehemaliger Kaufhäuser, Geschäfte oder Firmen prägen die Sammlung. Im wahrsten Sinne des Wortes lassen sich hier viele eindrucksvolle Aushängeschilder entdecken, die vor einiger Zeit noch Plätze, Gebäude und Straßen überstrahlten. Das herausragendste Exponat ist hierbei die Leuchtwerbung 'Glück Auf'.
(M) Messtechnik
Die Sammlung Messtechnik (M) umfasst etwa 900 Exponate und bietet eine riesige Bandbreite an verschiedensten Geräten und Werkzeugen zum Messen unterschiedlicher Werte. Von Uhren über Messschieber bis hin zu Thermometern und Waagen – unter den Exponaten lassen sich diverse Ansätze zum Messen finden. Auch kann man in der Sammlung die Geschichte von einigen Messverfahren erkennen und nachvollziehen.
Die Sammlung gliedert sich in die zwölf Sachgruppen:
1. Druckmessgeräte (M1),
2. Eichgeräte (M2),
3. Gewichtsmessgeräte (M3),
4. Längenmessgeräte, Winkelmessgeräte, Hohlmaße, Drehzahlmessgeräte (M4),
5. Lichtmessgeräte (M5),
6. Sonstige Mess- und Prüfgeräte (M6),
7. Rechenmessgeräte (M7),
8. Strommessgeräte (M8),,
9. Temperatur-, Strahlungs-, Thermohygrographische Messgeräte (M9),
10. Zeitmessgeräte (M10),
11. Werkstoffprüfmaschinen, Werkstoffprüfgeräte (M11),
12. Messgeräte für Kräfte und daraus abgeleitete Größen (M12).
(OP) Optische- und Fotogeräte
Die Sammlung Optische- und Fotogeräte (OP) beinhaltet ca. 200 Exponate und damit eine große Auswahl an Fotoapparaten, Filmkameras und deren Zubehör. Da die Exponate eine große Zeitspanne und damit Kamera-Geschichte abdecken, kommen für alle Generationen bei einzelnen Objekten Nostalgie und Erinnerungen auf. Für viele Menschen ist Fotografie und Filmen ein Hobby oder gar eine Leidenschaft und das hat sich seit Jahrzehnten nicht geändert – die Sammlung ist damit auch ein Sammelsurium von Werkzeugen leidenschaftlicher Fotografinnen/Fotografen und Filmschaffender.
Die Sammlung ist nicht in Sachgruppen untergliedert.
(P) Fotografie
Die Sammlung Fotografie (P) umfasst beinahe 1.400 Bilder, Alben, Filme und jegliche Art von Vorbereitungsmaterialien oder -werkzeugen für die Druckerei und die Fotografie. Die Bilder zeigen vielfach Motive der Technikgeschichte, des Handwerks und der Industrie. Genauso sind Motive der Sozialgeschichte und viele mehr in der Sammlung zu finden. Die Aufnahmen zeugen von längst vergangener Stadtgeschichte, seit vielen Jahren geschlossenen Betrieben oder offenbaren einen Blick in Werkhallen oder Büroräume.
Die Sammlung gliedert sich in sechs Sachgruppen:,
1. Fotografie (Technikgeschichte, Industrie, Handwerk) (P1),
2. Fotografie (Sozialgeschichte einschließlich Stadtgeschichte) (P2),
3. Fotografie (sonstiges) (P3),
4. Alben (P4),
5. Filme (P5),
6. Vorbereitung Druckerei und Foto (P6).
(PM) Polygraphische Maschinen
Die Sammlung Polygrafische Maschinen (PM) beinhaltet ca. 50 Maschinen, die drucken, schneiden oder prägen. Ein Fahrkartendrucker oder eine Adressiermaschine sind Beispiele für Exponate dieser Sammlung.
Die Sammlung ist nicht in Sachgruppen untergliedert.
(R) Steuerungstechnik, Elektronik und Heimelektronik
Die Sammlung Steuerungstechnik, Elektronik und Heimelektronik (R) bietet Platz für fast 400 Exponate, darunter: Fernseher, Radios, Anlagen, Fernbedienungen und dergleichen. Ob Radios aus den 1940ern, Tonbandgeräte aus den 1960ern oder Schallplattenspieler aus den 1920ern – die Exponate sind sowohl in ihrem Zweck als auch zeitlich vielfältig und interessant. Diese Sammlung behandelt einen sehr wichtigen Teil der Technikgeschichte, da Geräte wie Fernseher oder Radios auch viel über die Menschen aus der Zeit und die Art zu Wohnen oder zu Leben aussagt.
Die Sammlung gliedert sich in drei Sachgruppen:
1. Steuer- und Regeltechnik, Elektronik (R1),
2. Heimelektronik (R2),
3. Zubehör, elektrontechnische und elektronische Bauelemente (R3).
(S) Sonstiges
Die Sammlung Sonstiges (S) umfasst ca. 2.600 Exponate und im Groben alles, was eng mit dem Leben und Wohnen der Menschen verknüpft ist. Aber auch Exponate, die sonst keiner passenden Sammlung zugeordnet werden können, werden im Sonstigen aufgenommen. Von Beleuchtung über Hausrat bis hin zu Schmuck und Spielzeug wird eine sehr große Bandbreite an Objekten abgedeckt.
Die Sammlung gliedert sich in zehn Sachgruppen:
1. Sonstiges (Architektur, Schmuck etc.) (S1),Möbel (S2),
2. Hausrat, Bestecke (S3),,
3. Behältnisse, Gefäße (S4),
4. Beleuchtung (S5),
5. Körperpflege und Hygiene (S6),
6. Puppen, Spielzeug, Sportgeräte (S7),
7. Stempel, Siegel (S8),
8. Lebensmittelherstellung (S9),
9. Öfen, Heizgeräte, Kochgeräte (S10).
(T) Textil
Die Sammlung Textil (T) umfasst etwa 7.900 Objekte. Bestandteil der Sammlung ist dabei alles, was mit Textilien, deren Produktion oder Bearbeitung zu tun hat. Es sind vor allem vielfach die beeindruckenden Nähmaschinen, die die Sammlung prägen. Zusätzlich kommen Spinnräder, Waschmaschinen und –bretter oder die Textilprodukte selbst hinzu. Aufwendige und eindrucksvolle Kleider sind genauso in der Sammlung zu finden wie Spitzendeckchen oder Unterwäsche. Die verschiedenen Maschinen zur Herstellung von Textilien mittels Wirken, Stricken, Weben usw. spielen eine große Rolle und sind durch ihre immer wieder künstlerische oder zumindest komplexe Gestaltung und Form eindrucksvoll und sehenswert.
Die Sammlung gliedert sich in 18 Sachgruppen:
Textiltechnik, allgemein (T/A),
Dauerleihgaben Textiltechnik (T/L),
Spinnereimaschinen und –geräte (T/SM),
Spinnerei Produkte (T/SP),
Webereimaschinen und –geräte (T/WM),
Weberei Produkte (T/WP),
Wirkerei- und Strickereimaschinen und –geräte (T/WSM),
Wirkerei und Strickerei Produkte (T/WSP),
Nähwirkmaschinen und –geräte (T/NWM),
Nähwirkerei Produkte (T/NWP),
Stickereimaschinen (T/StM),
Stickerei Produkte (T/StP),
Prüfgeräte Textiltechnik (T/P),
Maschinen und Geräte Veredelung einschl. Textilpflege (T/V),
Maschinen und Geräte Konfektion (T/KM),
Konfektion Produkte (T/KP),
Klöppeln, Posamenten Produkte (T/KPP),
Zubehör und Werkzeuge Textiltechnik (T/ZW).
(V) Werkstoffe, Substanzen und Rohstoffe
Die Sammlung Werkstoffe, Substanzen und Rohstoffe (V) beinhaltet ca. 200 Exponate – so beispielsweise bloße Stoffe, aber auch Wasch- und Putzmittel. Vielfach finden sich auch Werkzeuge oder Hilfsmittel zum Waschen oder für den Haushalt in der Sammlung. So zum Beispiel Bügeleisen oder Wäschemangeln.:
Die Sammlung ist nicht in Sachgruppen untergliedert.
(W) Werkzeugmaschinen
In der Sammlung Werkzeugmaschinen (W) sind jegliche Werkzeuge, Hilfsmittel und Maschinen untergebracht, die in Industrie und Handwerk, aber auch vereinzelt bei Heimwerkern zum Einsatz kommen. Außerdem gibt es auch einen Bereich für Roboter. In diese Sammlung gehören vereinzelte Maschinen, die allein durch ihre bloße Größe, Komplexität oder Kraft/ihre Leistung beeindrucken. Dabei kommt die Sammlung auf einen Umfang von ca. 600 Exponaten.
Die Sammlung gliedert sich in 13 Sachgruppen:,
1. Drehmaschinen (W1),
2. Fräsmaschinen (W2),
3. Bohrmaschinen (W3),
4. Hobelmaschinen (W4),
5. Schleifmaschinen (W5),
6. Maschinen zum Trennen, Feilen (W6),
7. Pressen, Stanzen, Hämmer, Biegen, Nieten, Schmieden, Gewindewalzen (W7),
8. Schweißmaschinen und –geräte (W8),
9. Bohrwerke (W9),
10. Maschinensysteme (W10),
11. Industrieroboter (W11),
12. Hydraulik-Aggregate, Pumpen, Spritzen (W12),
13. Sonstige Maschinen (W13).
Inventarisation und Dokumentation
Der museale Wert der Sammlung zeigt sich u.a. nach seiner wissenschaftlichen Er-schließung. Grundvoraussetzung hierfür sind die Inventarisation und Dokumentation jedes Sammlungsobjektes als Sammlungsbestandteil. Basis hierfür bildet der englische Dokumentationsstandard SPECTRUM in der deutschen Übersetzung (2013) sowie der Leitfaden für die Dokumentation von Museumsobjekten des Deutschen Museumsbundes (2011). Die standardisierte Inventarisierung erfolgt im Industriemuseum Chemnitz auf zwei Ebenen. Als erstes werden alle Sammlungsobjekte im Inventarbuch handschriftlich erfasst. Art und Bezeichnung des jeweiligen Sammlungsgegenstandes, sowie das Datum der Aufnahme, und eine Inventarnummer werden im Inventarbuch handschriftlich eingetragen. Nur die oder der festangestellte wissenschaftliche Dokumentarin oder Dokumentar sind zu Eintragungen und damit zum Führen der Inventarbücher berechtigt, alle anderen Personen und oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedürfen dazu der schriftlichen Erlaubnis durch die Museumsleitung und der Sammlungsleitung. Die Inventarbücher sind pfleglich zu behandeln und zentral und gesichert in Stahlschränken aufzuwahren, deren Standorte im Katastrophenfall den Rettungskräften zur vorrangigen Bergung mitgeteilt werden muss. Die Feuerwehr erhält Schlüssel der Stahlschränke. Das bisherige Medium zur Dokumentation einzelner weiterführender Informationen (Forschungsstand) zum Sammlungsgegenstand ist die Stammakte. Diese Akten werden dezentral nach Sachgruppen geordnet aufbewahrt. An die Stelle der Stammakte tritt zukünftig die Museums-Management-Software Bee Collect. Darin werden alle Fakten objektbezogen zusammengestellt, mit Objektabbildungen und ggf. Videoaufnahmen verknüpft abgelegt. Dabei erfolgt die Objektbeschreibung soweit wie möglich mit Hilfe standardisierter Vokabularien / Thesauri und Feldbezeichnungen. Eine im Museums-Management-System hinterlegte Schreibanweisung regelt die Art und Weise der Eingaben in den jeweiligen Schreibfeldern. Eine komplexes Rechtemanagement ermöglicht den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den vielen Museumsbereichen an der Datenbank dezidiert mitzuarbeiten. Das Löschrecht obliegen hierbei der festangestellte wissenschaftliche Dokumentarin oder Dokumentar, der festangestellten Bibliothekarin. Dieses darf nur im Beisein des Sammlungsleiters angewand werden, wodurch ein Vier-Augen-Prinzip realisiert wird. Alle anderen Personen und oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steht dieses Recht nicht zu. Es bedarf hierfür die schriftliche Erlaubnis durch die Museumsleitung und der Sammlungsleitung.
Die Fachbibliothek des Industriemuseums Chemnitz
Als wissenschaftliche Spezialbibliothek zur sächsischen Wirtschafts- und Industriegeschichte steht die Bibliothek öffentlichen Einrichtungen, Vereinen und Firmen, aber auch Privatpersonen wie Lernenden und Studierenden offen. Die Spezialbibliothek wird von einer Bibliothekarin geführt. Die Bibliothek stellt die Literatur und andere Medien für die Museumsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter zur:
- wissenschaftlichen Aufarbeitung des Museumsgutes,
- Vorbereitung neuer Sonderausstellungen,
- wissenschaftlichen Forschung,
- Unterstützung für Restaurierungsarbeiten,
- museumspädagogischen Vermittlung und
- Unterstützung der allgemeinen Museumsarbeiten wie Verwaltung und Arbeitsschutz
zur Verfügung und ist an den nationalen und internationalen Leihverkehr angeschlossen. Der Gesamtbestand der Bibliothek umfasst ca. 30.000 Medieneinheiten: Bücher, Zeitschriften, Firmenprospekte, elektronische Ressourcen sowie eine umfangreiche Sammlung von Aufsätzen zu den o. g. Sammelschwerpunkten. Zahlreiche wertvolle Altbestände bereichern das Angebot der Bibliothek, darunter wirtschaftsgeschichtliche Quellen, Fachliteratur zur Technikgeschichte und Regionalia. Die wissenschaftliche Spezialbibliothek des Industriemuseums Chemnitz ist auf Grund ihrer wertvollen Altbestände sowie des großen Anteils an grauer Literatur eine Präsenzbibliothek. Die Literatur kann an den Benutzerarbeitsplätzen der Bibliothek eingesehen, aber nicht außer Haus entliehen werden. Sofern der Erhaltungszustand der betreffenden Bücher es erlaubt, können durch die Bibliotheksmitarbeiterinnen Kopien angefertigt werden. Die Benutzung der Bibliothek erfolgt nach vorheriger Absprache. Eine komplexes Rechtemanagement ermöglicht den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den vielen Museumsbereichen an der Datenbank dezidiert mitzuarbeiten. Das Löschrecht obliegen hierbei der festangestellten Bibliothekarin oder Bibliothekar. Dieses darf nur im Beisein des Sammlungsleiters angewandt werden, wodurch ein Vier-Augen-Prinzip realisiert wird. Allen anderen Personen und oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steht dieses Recht nicht zu. Es bedarf hierfür die schriftliche Erlaubnis durch die Museumsleitung und der Sammlungsleitung.
Restaurierung- und Konservierungsziele
Alle Bereiche des Museums sind der Bewahrung des Sammlungsgutes verpflichtet. Der Bereich Konservierung/Restaurierung schafft und optimiert angemessene Bedingungen für den Erhalt sowie die Pflege des uns anvertrauten Kunst- und Kulturgutes. Dabei arbeitet er „Seite an Seite“ mit anderen Museumsbereichen an der Bewahrung der Sammlung. Dabei steht die Sicherheit des Kunst- und Kulturgutes im Vordergrund. Die Aufgabenbereiche der Restauratoren und Restauratorinnen im Industriemuseum sind komplex. Ihr Arbeitsfeld reicht weit über die reine Werkstattarbeit hinaus und besteht nicht nur in der Konservierung und Restaurierung von Objekten. Aufgabenfelder wie beispielsweise die Klimaüberwachung und Einhaltung von Klimabedingungen, die Depot- oder Lageroptimierung, dem Schädlingsmonitoring, der Vor- und Nachbereitung von Leihvorgängen, der Exponatübergabe sowie -übernahme. Bei Ausstellungen gehört die Vor- und Nachbereitung, die Präsentation der Objekte sowie die Gewährleistung objektgerechter Ausstellungsbedingungen zu ihren Aufgaben sowie die entsprechende Dokumentation im Museums-Management-System. Die Restauratoren leiten auch die Senior-Experten und externer Hilfskräfte an. Die Vielfalt an zu behandelnden Materialien und Techniken ist dabei sehr groß. Bei Problemstellungen, die innerhalb des Teams nicht bewältigt werden können, wird externes Fachpersonal hinzugezogen. Für eine aktualisierte Ausstellungspraxis regt ICOM im Code of Ethics (2004/2010, § 2.8) die Anlage von Arbeitssammlungen an, bei denen der Schwerpunkt mehr auf der Vermittlung technischer Funktionen als auf der konservierenden Stilllegung liegt. In Anlehnung daran deklariert das Industriemuseum Chemnitz für seine Exponate entsprechende Zustände:
- Materialerhalt,
- Außenexponat,
- Funktionserhalt,
- Hands-On.
Der jeweilige Status eines Objektes wird mittels seiner Historie dokumentiert und begründet. Dieser kann sich im Laufe der Zeit selbstverständlich ändern. Die verschiedenen Zustände deklarieren auch, wer und welche Gruppe was mit dem jeweiligen Exponat tun darf. Die Vermittlung der Funktion darf nicht zum irreversiblen Funktionsverlust führen. Gebrauchsspuren oder die allmähliche Veränderung durch die Nutzung im Museum können jedoch als Teil der Objektgeschichte sichtbar bleiben. Diese Regelung gilt in begründeten Fällen für alle Exponate, wobei für die Zuschreibung die sorgfältige Abwägung zwischen den Kernaufgaben des Museums Sammeln, Bewahren, Forschen, Ausstellen und Vermitteln entscheidend ist, immer mit dem Ziel, das Verständnis für technische Kultur zu fördern.
Bewahrungsziel: Materialerhalt
Das Bewahrungsziel des Materialerhalts zielt auf die Bewahrung der Exponats in einem definierten Zustand ab. Hierbei wird das Hauptaugenmerk auf die authentische Überlieferung der historischen Substanz mit all ihren zeitbedingten Veränderungen und Schäden gelegt. Vor der Durchführung von Maßnahmen an einem Exponat, werden alle objektrelevanten Daten zu seiner Entstehung und Geschichte gesammelt. Diese Informationen sind beim Prozess der restauratorischen Entscheidungsfindung von großer Bedeutung, da sie helfen, ein historisches Objekt, seine äußere Erscheinung und technische Funktion besser zu verstehen. Somit stellt das Bewahrungsziel Materialerhalt die Basis des Bewahrungs-Aspekts der Sammlungspolitik des Industriemuseums Chemnitz dar. Dieses Bewahrungsziel wird durch die hauptamtlich angestellten Restauratorinnen und Restauratoren im Museum erreicht werden, ggf. werden diese durch externe Restauratoren unterstützt. Ausgewählte Tätigkeiten kann der Förderverein nach Absprache mit den Restauratoren und unter Aufsicht realisieren. Für die Erreichung dieses Bewahrungsziels muss mindestens ein Exponat in guten bis sehr guten Zustand in der Sammlung vorhanden sein.
Bewahrungsziel: Außenexponat
Das Bewahrungsziel Außenexponat zielt auf die museale Präsentation in einem Außengelände ab. Hierbei wird das Hauptaugenmerk auf die Überlieferung und Bewahrung der historischen Substanz im Rahmen des Ansatzes der „Big Stuff“ gelegt. Bevor an einem Objekt Maßnahmen gesetzt werden, werden alle objektrelevanten Daten zu seiner Entstehung und Geschichte gesammelt. Diese Informationen sind beim Prozess der restauratorischen Entscheidungsfindung von großer Bedeutung, da sie helfen, ein historisches Objekt, seine äußere Erscheinung und technische Funktion besser zu verstehen. Somit stellt das Bewahrungsziel Außenexponat eine spezifische Ausnahme der Sammlungspolitik des Industriemuseums Chemnitz dar. Hierfür wird ein eigenes Pflege- und Präsentationskonzept erarbeitet. Dieses Bewahrungsziel wird durch die hauptamtlich angestellten Restauratorinnen und Restauratoren sowie die hauptamtlich angestellten Techniker im Museum erreicht werden, ggf. werden diese durch externe Restauratoren oder Hilfskräfte unterstützt. Ausgewählte Tätigkeiten kann der Förderverein nach Absprache mit den Restauratoren und unter Aufsicht realisieren. Für die Erreichung dieses Bewahrungsziels muss mindestens ein vergleichbares Exponat mit dem Bewahrungsziel Materialerhalt in der Sammlung vorhanden sein oder eine Bewahrung im klimatisierten Depotbereich nicht umsetzbar oder nötig sein. Dieses Bewahrungsziel muss transparent und nachvollziehbar mit einer Folgenabschätzung begründet werden.
Bewahrungsziel: Funktionserhalt
Das Bewahrungsziel des Funktionserhaltes zielt auf die museale Vorführbarkeit durch geschultes Personal (Vorführer) ab und stellt damit eine Sonderregelung in der Sammlungspolitik des Industriemuseums Chemnitz, im Sinne der Arbeitssammlungen des Code of Ethics (2004/2010, § 2.8) der ICOM, dar. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Bewahrung, einer nichtmateriellen Sinnsicht, der Erfahrung. Das Industriemuseum Chemnitz berücksichtigt somit in seiner Sammlungspolitik die Sonderregelung zur Bewahrung der Funktion mit dem Ziel bedeutende Entwicklungen der Ingenieurwissenschaft, traditionelle Fertigkeiten, soziale Aspekte insbesondere kultureller, wissenschaftlicher oder technischer Prozesse in Funktion zu bewahren und somit in gewissen Grenzen einen Substanzverlust für den Erhalt der Funktion zu akzeptieren. Dieses Bewahrungsziel wird durch die hauptamtlich angestellten Restauratorinnen und Restauratoren sowie die hauptamtlich angestellten Vorführer im Museum erreicht, ggf. werden diese durch externe Restauratoren oder Hilfskräfte unterstützt. Ausgewählte Tätigkeiten kann der Förderverein nach Absprache mit den Restauratoren und Vorführer unter Aufsicht realisieren. Für die Erreichung dieses Bewahrungsziels muss eine Begründung und Folgeabschätzung transparent und nachvollziehbar erarbeitet und im Museums-Management- System hinterlegt werden. Darüber hinaus muss eine Ersatzteilbevorratung berücksichtigt werden, unter Berücksichtigung der Depotkapazitäten.
Bewahrungsziel: Hands-ON
Das Bewahrungsziel Hands-On zielt auf die museale Selbsterfahrung der Besucherinnen und Besucher ab und stellt damit eine Sonderreglung in der Sammlungs-politik des Industriemuseums Chemnitz, im Sinne der Arbeitssammlungen des Code of Ethics (2004/2010, § 2.8) der ICOM, dar. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Bewahrung, einer nicht materiellen Sinnsicht, der Erfahrung. Das Industriemuseum Chemnitz berücksichtigt somit in seiner Sammlungspolitik die Sonderregelung zur Vermittlung der Funktion mit dem Ziel kultureller, wissenschaftlicher oder technischer Prozesse in Funktion sowie in Selbsterfahrung der Besucherinnen und Besucher zu bewahren und somit in gewissen Grenzen einen Substanzverlust für den Erhalt der Funktion zu akzeptieren. Dieses Bewahrungsziel wird durch die hauptamtlich angestellten Restauratorinnen und Restauratoren sowie Vorführerinnen und Vorführer sowie einige geringfügig angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Museum erreicht, ggf. werden diese durch externe Restauratoren oder Hilfskräfte unterstützt. Ausgewählte Tätigkeiten kann der Förderverein nach Absprache mit den Restauratoren und Vorführer unter Aufsicht realisieren. Für die Erreichung dieses Bewahrungsziels muss mindestens ein vergleichbares Exponat mit dem Bewahrungsziel Materialerhalt in der Sammlung vorhanden sein und eine Begründung und Folgeabschätzung transparent und nachvollziehbar erarbeitet und im Museums-Management-System hinterlegt werden. Darüber-hinaus muss eine Ersatzteilbevorratung berücksichtigt werden, unter Berücksichtigung der Depotkapazitäten.