Maschinenhaus mit Dampfmaschine

Vorführung der Dampfmaschine im Jahr 2024
Ostersonntag, 31. März; Dienstag, 2. April; Sonntag, 28. April; Dienstag, 30. April; Samstag, 4. Mai (Museumsnacht 18 - 1 Uhr); Sonntag, 26. Mai; Dienstag, 28. Mai; Sonntag, 23. Juni (Steampunk); Sonntag, 25. August; Dienstag, 27. August; Sonntag, 29. September; Dienstag, 1. Oktober; Sonntag, 27. Oktober; Dienstag, 29. Oktober; Sonntag, 24. November; Dienstag, 26. November; Sonntag, 15. Dezember; Dienstag, 17. Dezember
jeweils 11 Uhr, 13 Uhr + 15 Uhr, Eintritt frei, Vorführzeit ca. 30 min

fördert den Lauf der Dampfmaschine

Das Maschinenhaus
Der Maschinenhaus wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Standort für die Dampfmaschine der hier ansässigen Gießereien errichtet. Maschinenhäuser dienten zugleich dem Prestige der Unternehmen und präsentierten ihren Stolz und ihr Selbstbewusstsein.
Als das Industriemuseum Chemnitz 1996 die Gebäudesubstanz der Ende des 19. und im frühen 20. Jahrhundert errichteten Gießereien für die Einrichtung eines Museums zur sächsischen Industriegeschichte übernahm, ging auch das historische Maschinenhaus in den Museumsbesitz über. Zu dieser Zeit befand sich das Maschinenhaus in einem verwahrlostem Zustand, die Dampfmaschine fehlte. Spuren zweier Wandöffnungen deuteten auf die Außenlager einer Dampfmaschine sowie auf den Abgang der Transmissionen hin. Es ist davon auszugehen, dass sich hier eine Dampfmaschine der Sächsischen Maschinenfabrik vorm. Rich. Hartmann mit Generator, Erreger und Schaltanlage der Pöge-Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, Chemnitz, befand. Diese Angabe ist dem Kaufvertrag aus dem Jahr 1942 zu entnehmen, als die Auto-Union AG das Gebäude erwarb [Staatsarchiv Chemnitz, Auto-Union, Akte 3139].
In den Jahren 2000 bis 2002 restaurierte die Plauener Firma Hermann Müller den Maschinenraum mit Fliesen, Marmorierung, Schablonenmalerei, Holzfelderdecke und zwei Wandbildern. Sie tragen die Handschrift der Chemnitzer Künstlerin Martha Schrag [1870-1957] und zeigen Szenen aus der Arbeitswelt der Gießerei.
Komplettiert wurde das Maschinenhaus zudem mit einer Dampfmaschine aus dem Jahr 1896 der Maschinenfabrik Germania, vorm. J. S. Schwalbe & Sohn.

Die Dampfmaschine
Bei der Dampfmaschine, die seit der Museumseröffnung 2003 Teil des Maschinenhauses ist, handelt es sich um eine liegende Einzylinder-Gegendruck-Dampfmaschine der Maschinenfabrik Germania, vorm. J. S. Schwalbe & Sohn, Chemnitz mit alter Sulzer Ventilsteuerung und stehendem Fliehkraftregler. In Börnichen an der Zschopau trieb die Maschine zuletzt vier Sägegatter an und sorgte zusätzlich über zwei Generatoren für Strom. 1996 schenkte die Firma "Kistenfabrik und Dampfsägewerk L. Hunger" diese Dampfmaschine dem Industriemuseum Chemnitz.
Das Baujahr der Dampfmaschine 1896 korrespondiert gut mit der Errichtung des Maschinenhauses. Auch die Größenverhältnisse von Dampfmaschine und Maschinenraum passen gut zusammen.

Fotograf: Dietmar Träupmann, Industriemuseum Chemnitz, Archiv
Fotograf: Ronald Bartel, Industriemuseum Chemnitz, Archiv

Technische Angaben zur Dampfmaschine
Größe: 8,28 x 3,00 x 2,61 m
Schwungraddurchmesser: 4,08 m
Kolbendurchmesser: 455 mm
Doppelwirkender Hub: 900 mm
Gewicht: 14 Tonnen
im Museumsbetrieb: 7,5 bar Dampf-Eintrittsdruck, 65 Umdrehungen pro Minute, etwa 200 PS

Die Restaurierung
Um die stark beschädigte und bereits in der Zeit der DDR denkmalgeschützte Maschine wieder unter Dampf vorführen zu können, mussten in der Museumswerkstatt defekte und fehlende Funktionsteile ersetzt werden. So zerbrach bei der Demontage der Flanschdeckel, der samt Rost und jahrzehntealter Ölkohle mit dem Zylinder fest verbacken war. Der Deckel sowie Gleitplatten und Geländerpfosten wurden neu gegossen. Zahlreiche Firmen halfen bei der aufwändigen dreijährigen Restaurierung mit fachlichem Rat und geldwerten Leistungen.
Bei der Inbetriebnahme hievte ein Kran die beiden Schwungradhälften in der Rohbauphase durch erweiterte Fensteröffnungen. Die Maschine ruht jetzt auf einem eigens für sie gegossenen Fundament, befestigt mit 1,50 Meter langen Schrauben. Die Inbetriebnahme gelang durch das Engagement des pensionierten Dampfmaschinen-Spezialisten Günter Wolfgruber, der als Lehrling noch von Chemnitzer "Hartmann-Schlossern" lernen konnte.
Frischdampf, den eine moderne, erdgasbefeuerte Kesselanlage liefert, erweckt die Germania-Maschine zum Leben. Vier eigens angefertigte Sisal-Seile, jedes 23 Meter lang, treiben einen Generator an.