Mit Chemnitz ist zu rechnen

Von der Rechenmaschine zum Supercomputer

Chemnitz blickt auf eine reichhaltige 100-jährige Geschichte der Rechen- und Computertechnik zurück. Am Beginn standen die ersten mechanischen Rechenmaschinen der Wanderer- sowie der Astra-Werke mit den Markennamen Continental und Astra.

Die Maschinen erledigten vor allem die wachsenden Aufgaben in Verwaltung und Büros. Produziert in Hunderttausenden von Exemplaren, bildeten sie über Jahrzehnte - neben dem Maschinen- und Fahrzeugbau - ein zuverlässiges Rückgrat der Chemnitzer Exportwirtschaft.
Dem Besucher wurde eine stattliche Ahnenreihe aus dem Zeitalter von Mechanik und Elektrik präsentiert. Herausragendes Exponat war die legendäre Buchungsmaschine Astra/Ascota Klasse 170, gefertigt von 1955 bis 1983 in 332 742 Exemplaren und exportiert in über 100 Länder der Welt.

Der Siegeszug der Elektronik in Karl-Marx-Stadt
Röhrenrechner R 12, Transistorrechner SER 2 und Robotron 300 - so hießen die ersten Meilensteine elektronischer Rechentechnik der 1960er Jahre, die in der Ausstellung zu finden waren.
Das Markenzeichen ROBOTRON entstand 1957 aus den Anfangs- bzw. Endsilben der Wörter Roboter und Elektron und steht als Synonym für die Computertechnik der DDR. Karl-Marx-Stadt entwickelte sich seit dieser Zeit zum wichtigen Entwicklungs- und Produktionszentrum mit Tausenden von Beschäftigten. Hier wurden auch die wesentlichen Arbeiten zum Einheitssystem der Elektronischen Rechentechnik (ESER) geleistet, das für den Wirtschaftsraum der sozialistischen Staatengemeinschaft entstand. Eine Großrechenanlage EC 1057 aus den 1980er Jahren, von ehemaligen Konstrukteuren wieder zum Leben erweckt, bildete deshalb das Herzstück der Ausstellung. Kein Museum verfügt mehr über eine derartige komplette Anlage. Die Besucher erhielten hier auch Kontakt zu dem bereits ausgestorbenen Datenträger Lochkarte - und konnten in diesen sogar selbst ihren Namen einstanzen.
Ein weiteres Highlight bildete ein großformatiger, künstlerisch gestalteter Wandteppich, der einst den Sitzungssaal des Robotron-Baus (E 2) an der Zentralhaltestelle zierte und vor der Vernichtung gerettet werden konnte.
Die Robotron-Geschichte endete mit dem legendären EC 1834, der als IBM-kompatibler PC von 1987 bis 1989 in 34 000 Exemplaren hergestellt wurde und erstmalig auch für die private Nutzung verfügbar war.

Die Erfolgsgeschichte ging weiter
Nach dem Ende von Robotron schreiben zahlreiche kleine und mittlere Firmen die Geschichte erfolgreich fort: Chemnitz entwickelt und liefert Software und Superrechner für die Industrie und für die Forschung - und dies nicht nur für den Standort Chemnitz, sondern in viele Länder Europas. Beispiele aus der Praxis - wie Simulationen für den Fahrzeugbau oder kommunizierende Automobile - setzten den Besucher über moderne Anwendungen und Lösungen in Kenntnis.
Dazu gehört auch der in der Region stark vertretene Maschinenbau, der unverändert von der Informationstechnik profitiert. Deshalb wurden hierzu einige Wegmarken der NC-Steuerungstechnik von den ersten Versuchen bei Numerik bis zu topaktuellen Produkten von Siemens Chemnitz präsentiert und vorgeführt.
Der Besucher erhielt einen Einblick über den technologischen Fortschritt der Speicher- und Fertigungstechnik. Erläutert wurden die klassischen Medien Lochband und Lochkarte, Ferritkernspeicher, Magnettrommel, Magnetband und Magnetplatte, aber auch der Weg von der Diskette zum USB-Stick. Zahlreiche Beispiele zur Fertigung von Kontaktbauelementen und Leiterplatten, aber auch Einblicke in Lötverfahren und Verdrahtungstechnik, deren spezielle Technologie in unserer Stadt entwickelt wurde, vervollständigten die Übersicht.

Eine Sonderausstellung des Sächsischen Industriemuseums Chemnitz in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Industriemuseum Chemnitz e. V. und der TU Chemnitz